Montag, 21. Juli 2014

Iftar Essen auf dem Leopoldplatz 2014

Liebe Nachbarin,
Lieber Nachbar,


warst Du auch beim Iftar? Ja, mit vielen Weddingern.
Im Wedding und anderes wo wird der Fastenmonat Ramadan begangen.
Als Iftar gilt der abendliche Abschluss eines Fastentages  mit der Zeit des Abendgebetes, beim Einbruch des Abends, maghrib. Während des Fastenmonats achten die Muslime verstärkt auf die Gebote der Nächstenliebe und Gemeinschaft. Mit dem Brauch des Fastenbrechens teilen
reichere Menschen ihr Essen mit den ärmeren.
Die Abendsonne tauchte den Leo in ein goldenes Licht, Flatterband umgrenzte den Festplatz und die Tribüne. Erwartungsvoll sahen die Bürger vor und hinter dem Flatterband dem allabendliche Fastenbrechen bei traditioneller Musik, Tanz und gutem Essen entgegen.
Zum dritten (!) Mal fand am 16.07.2014 auf dem Leo das  Iftar statt – erneut organisiert durch die Betreiber des „ Cafe Leo“ auf dem gleichnamigen Platz im Wedding, Güler und Hüseyin Ünlü.
Dieses schöne Fest ermöglicht die Begegnung zwischen den Bürgern, unterschiedlichen Kulturen und Religionen, für das Gemeinsame und die Unterschiede. Gemeinsam ist allen ihr Engagement in vielfältiger Weise.
Schirmherr  dieses schönen Festes im Wedding ist unser Bezirksbürgermeister von Berlin – Mitte, Dr. Christian Hanke. Das Fastenbrechen wurde mit Worten Hüseyin Ünlü, Runder Tisch  Leopoldplatz, Carolin Holtzmann, Kulturen im Kiez e.V. eröffnet.
Imam Murat Kayabasi, Beyazir Moschee, berichtete unter anderem, von Tadel für fastende Kinder in Berliner Schulen und  in klaren, verständlichen Worten über die Bedeutung des Fastens für den (religiösen) Menschen.
Das hätte sich die Autorin auch von Frau Heike Richter vom Evangelischen Kirchenkreis Nord – Ost gewünscht. Die Ausführungen gerieten sehr kryptisch und ließen die Autorin ratlos zurück. Dabei haben die Christen eine reiche Kultur des Fastens, verankert im Kirchenjahr.
Charmant führte eine junge Frau im Festgewand durch den Abend und  das Programm. Es begann mit einer palästinensischen Volkstanzgruppe, anatolischer Musik. Ich riskierte einen Blick in die Runde – die Weddinger ohne Migrationshintergrund gingen richtig mit.
Dann kam der spirituelle Tanz der Derwische  vom Sufi – Zentrum Rabbaniyya – ja, so was gibt es hier! Im Wedding!
Man konnte die Derwische bei Sema, dem Derwisch – Drehen, beobachten. Die Moderatorin des Abends führte behutsam in die Bedeutung des Beobachteten ein  - diesem Drehen der Derwische:
Sema bedeutet in seiner Übersetzung nicht etwa drehen oder wirbeln, sondern hören.
Die allererste Erfahrung des Menschen im Mutterleib sei das Hören, das Hören des Herzschlages der Mutter. Das, was der Mensch sein ganzes Leben lang, bei jedem Atemzug und Augenblick hört, ist das Herz. Doch  wir sind uns dessen nicht bewusst. Wir hören es nicht mehr, weil das Materielle um uns herum alles übertönt. Das Ziel des Drehens der Derwische sei es, dieses ursprüngliche Gehör für das wesentliche unseres Seins, für die Stimme unseres Herzens wieder zu finden. Die mystischen Klänge, die Bewegung der sich drehenden Derwische und ihre Haltung in der Versenkung brachten nicht nur mich in einen Zustand der inneren Ruhe und zum Ezan, dem Gebet zur Eröffnung des Iftar – Essens.
Nach dem Essen einer Dattel setzten sich alle zu  einem sehr schmackhaften Drei – Gänge – Menü mit Begleitmusik zusammen. Ich fühlte mich  gut umsorgt und beschenkt.
Die Sonne war nun endgültig untergegangen. Zufriedene Gesichter. Menschen im Gespräch  über Gott und die Welt oder glücklich mit sich selbst.
Ja, wieder ein schöner Abend in meinem Wedding, mit einem Fest von Bürgern für Bürger - dem traditionellen 3. Iftar – Essen auf dem Leopoldplatz.


Autorin: Andrea Gräwin

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